HighTechMatBau - 2018
HighTechMatBau-Konferenz am 31. Januar 2018 im Berlin Congress Center
Mit dem Schwerpunkt „HighTechMatBau – Neue Werkstoffe für urbane Infrastrukturen“ fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) seit 2014 die Entwicklung neuer Materialien im Bauwesen. Das Projektende vieler der geförderten Vorhaben ist noch nicht erreicht, doch bereits jetzt zeichnen sich beeindruckende Ergebnisse ab, die das Bauen und Leben in naher Zukunft positiv beeinflussen werden.
Auf der HighTechMatBau-Konferenz am 31. Januar 2018 im Berlin Congress Center am Alexanderplatz gaben die Vertreter der verschiedenen Verbundforschungsvorhaben vor mehr als 400 Konferenzteilnehmerinnen und -teilnehmern einen umfassenden Einblick in ihre bisher erzielten Forschungsergebnisse aus den Fördermaßnahmen „HighTechMatBau“ und „KMU-innovativ“. Durch eine sehenswerte Demonstratoren-Ausstellung konnten viele Forschungsergebnisse auch im wahrsten Sinne des Wortes „fassbar“ gemacht werden.
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Bedeutung der Bauwirtschaft
Liane Horst, die für die Fördermaßnahme zuständige Leiterin des BMBF-Materialforschungsreferates, hob in ihrer Begrüßung die Bedeutung der Bauwirtschaft in Deutschland hervor. Mit rund zwei Mio. Beschäftigten und einem realen Bauvolumen im dreistelligen Milliardenbereich ist das Baugewerbe einer der wichtigsten Wirtschaftszweige Deutschlands. Eine wachsende Baunachfrage bei steigenden Anforderungen an Nachhaltigkeit und Energieeffizienz erfordert neue und verbesserte Baustoffe und Materialien. Frau Horst machte deutlich, dass Innovationen beim Bauen auch heute noch möglich und mehr denn je nötig sind.
Verbreitung von Forschungsergebnissen
Essentiell für einen möglichst umfassenden Marktzugang ist die Verbreitung von Forschungsergebnissen in der Öffentlichkeit und den verschiedenen Fachkreisen. Das Verbundvorhaben „Wissenstransfer im Bauwesen (WiTraBau)“ entwickelt gemeinsam mit den 20 Forschungskonsortien aus den beiden Fördermaßnahmen Verwertungsstrategien und unterstützt die Forscher bei der Wissensverbreitung. Die Konferenz war selbst integraler Bestandteil des Wissenstransfers, um den es bei dem ersten Plenarvortrag „Netzwerke für den Marktzugang“ ging. Udo Wiens und Kenji Reichling vom Deutschen Ausschuss für Stahlbeton stellten stellvertretend für das aus sieben Partnern bestehende Konsortium des Verbundvorhabens „WiTraBau“ das breit aufgestellte Netzwerk, die gewählten Kommunikationswege in die Öffentlichkeit und die allgemeine und spezielle wissenschaftliche Verwertungsstrategie für die Forschungsergebnisse vor (zum Vortrag). Einen Einblick in die Vielfältigkeit der verschiedenartigen Themenschwerpunkte innerhalb der Bekanntmachung „HighTechMatBau“ erhält die breite Fachöffentlichkeit über die Webseite www.hightechmatbau.de.
Materialien der Zukunft
„Materialien der Zukunft – Wachstumsfaktor für Deutschland?“. Auf diese Fragestellung ging Wolfgang Dienemann vom HeidelbergCement Technology Center ein. In seinem Plenarvortrag wies Herr Dienemann darauf hin, dass die Baustoffindustrie und gesamte Wertschöpfungskette „Bau“ vor großen Herausforderungen steht (CO2-Emissionen, Klimawandel, Ressourceneffizienz, Nachhaltigkeit). Gleichzeitig bieten sich neue Chancen durch optimierte Bauprozesse wie BIM, Industrie 4.0 und Smart Buildings. Chancen und Herausforderungen erfordern substantielle Investitionen in Forschung und Entwicklung von optimierten und effizienten Baustoffen für nachhaltige Bauwerke. Leider bewegt sich der Aufwand für Forschung und Entwicklung in Baustoffe generell aufgrund des hohen Kostendrucks in den Unternehmen auf sehr niedrigem Niveau. Daher sind vermehrt Anstrengungen erforderlich, um die Herausforderungen zu meistern und Chancen zu nutzen. Baustoffentwicklungen brauchen einen langen Atem, daher sind langfristig ausgerichtete Förderprogramme erforderlich, um die Risiken für die Unternehmen zu reduzieren und Anreize zu setzen. Die Förderprogramme müssen dabei das spezifische Umfeld im Bausektor berücksichtigen. Begleitmaßnahmen wie „WiTraBau“ steigern das Potenzial für eine Markteinführung von Baustoffneuentwicklungen, so Wolfgang Dienemann in seinem Fazit (zum Vortrag).
Wie bauen wir morgen?
Diese Kernfrage verknüpfte Werner Sobek von der Universität Stuttgart mit den vielschichtigen Herausforderungen, die auf unsere Gesellschaft in Zukunft zukommen werden: Klimawandel und Bevölkerungsexplosion, Migrationen, Umkehr der Alterspyramide und Ressourcenverknappung. „Angesichts dieser Herausforderungen muss unsere Gesellschaft mehr als je zuvor Engagement zeigen und Verantwortung übernehmen“, führte Sobek aus. Die gebaute Umwelt spielt hierbei eine zentrale Rolle, steht sie doch für mehr als ein Drittel des Energieverbrauchs und der Emissionen sowie für mehr als die Hälfte des Ressourcenverbrauchs und des Massenmüllaufkommens. In den kommenden Jahren werden diese Werte noch mehr Bedeutung erlangen, müssen doch allein bis zum Jahr 2036 Wohn- und Arbeitsplätze für 2,5 Milliarden Menschen geschaffen werden. Werner Sobek machte deutlich, dass diese Aufgabe nur bewältigt werden kann, wenn wir unser Bauwesen radikal anders organisieren und mit weniger Material für mehr Menschen bauen.
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Fachlicher Austausch
Im Anschluss an die Plenarvorträge erhielten die forschenden Stellen in Parallelveranstaltungen die Möglichkeit, den interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern ihre Ergebnisse zu folgenden Schwerpunktthemen vorzustellen:
- Entwicklungen in der Betontechnik,
- neue Materialien im Verkehrswegebau,
- energieeffiziente Dämmsysteme,
- Bewehrungstechnik für den Beton von morgen,
- innovative Funktionalitäten und
- nachhaltige Baumaterialien.
Zur Konferenz ist ein Tagungsband verfügbar, der Kurzfassungen zu den einzelnen Verbundforschungsvorhaben enthält.
In ihrem Ausblick am Ende des ereignisreichen Konferenztages machte Frau Horst deutlich, dass die vorgestellten Forschungsergebnisse zeigen, wie inhaltlich vielfältig und komplex die Forschung auf dem Gebiet baustoffartiger Materialien und Technologien ist. Ziel der Förderung des BMBF sei es, dass die Forschungsergebnisse Eingang in die Baupraxis finden und so aus den geförderten Projekten auch Produkte werden.